Presseinformation: PFAS und der Wasserstoff-Hochlauf: Regulierung mit Augenmaß nötig

Datum: 09.04.2024

31. H2-Wirtschaftsgespräch in Brüssel

Brüssel. | Heute fand in Brüssel das 31. H2-Wirtschaftsgespräch des DWV statt. Diskutiert wurde das von der EU geplante umfassende Verbot von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). Der DWV unterstützt grundsätzlich den verantwortungsbewussten Umgang mit PFAS zum Schutz von Mensch und Umwelt. Ein umfassendes Verbot würde allerdings zu massiven negativen Auswirkungen auf Innovationen und die Produktion von Umwelttechnologien führen, die für eine resiliente erneuerbare Energieversorgung dringend nötig sind.

In Brüssel kamen heute auf Einladung des DWV führende Personen aus dem politischen Umfeld zusammen, um gemeinsam die geplante Beschränkung von PFAS in der EU zu diskutieren. Wichtiger Input kam zu Beginn direkt vom Vize-Präsidenten des EU-Parlaments, Jan-Christoph Oetjen (FDP): „Wasserstoff ist ein wichtiger Faktor zur Erreichung der Klimaziele. Der Hochlauf darf nicht behindert, sondern muss aktiv gefördert werden. Wir müssen Regelungen finden, um die Industriestandorte nicht in Gefahr zu bringen. Es braucht eine differenzierte Regulatorik, welche die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte Deutschland und Europa erhält.“ Otto Linher, Senior Experte in der Generaldirektion Binnenmarkt der EU-Kommission, erläuterte das weitere zu erwartende Verfahren für die PFAS-Beschränkung.

PFAS sind Schlüsselkomponenten von Brennstoffzellen und Elektrolyseuren und unersetzbar für die Funktion der Anlagen. Aus wirtschaftlicher Sicht würde ein umfassendes PFAS-Verbot bedeuten, dass die Herstellung und der Einsatz von grünem Wasserstoff nicht mehr ohne weiteres möglich wären. Das beträfe z.B. den Einsatz in der Stahlproduktion oder in Brennstoffzellenfahrzeugen sowie die Versorgung klimaneutraler Spitzenlastkraftwerke oder die Herstellung synthetischer Kraftstoffe.

Differenziertes PFAS-Verbot – Wasserstoffwirtschaft als „essential use“ anerkennen

Der DWV fordert, die Anwendungen der Energiewende und damit der Wasserstoffwirtschaft in den Bereich „essential use“ aufzunehmen, um unerwünschte Konsequenzen für die Energiewende auszuschließen. Die Politik muss sicherstellen, dass umgehend Maßnahmen ergriffen werden, um Ausnahmen für die erneuerbare Energiewirtschaft für die Verwendung von PFAS zu machen und damit die Erreichung der Klimaziele zu begünstigen. Gleichzeitig sollte für eine gewisse Übergangsphase auf eine investitionssichere und wirtschaftlich tragfähige Lösung gesetzt werden. Erst wenn es eine sichere und wirtschaftliche Bereitstellung von alternativen Werkstoffen gibt, kann ein Verbot von PFAS in den Anlagen erfolgen. Es wird bereits heute an Komponenten von Wasserstofftechnologien geforscht, die ohne den Einsatz von PFAS auskommen. Solche Alternativen müssen die Standards für die technischen Anforderungen und die erforderliche Funktionalität erfüllen und dann mit entsprechender Marktreife zur Verfügung stehen. Die Branche wird und will sich der Herausforderung stellen und mit ihren Produkten sowohl zum Klima- als auch zum Umweltschutz beitragen. Gemeinsam im Dialog mit Politik und Wissenschaft ist die Industrie bereit, Prozesse und Regularien zum Recycling der PFAS-Stoffgruppe und für eine branchenspezifische Kreislaufwirtschaft zu definieren, verpflichtend zu vereinbaren und schnellstmöglich zu implementieren.

Reale Konsequenzen eines PFAS-Verbotes

Das schwebende PFAS-Beschränkungsverfahren hat schon heute reale Konsequenzen. Investitionsentscheidungen für den Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft verzögern sich in ganz Europa. Je länger Unklarheit herrscht, desto mehr verzögern sich Wasserstoff-Projekte, was großen Einfluss auf die Finanzierbarkeit und die Angemessenheit von heute in Aussicht gestellten Fördermitteln hat.

Der DWV fördert mit den H2-Wirtschaftsgesprächen den konstruktiven Austausch zwischen Politik und Industrie. Das Thema PFAS auf europäischer Ebene in Brüssel zu besprechen, stieß auf großes Interesse und wurde auch seitens der Politik als sehr wertvoll erachtet.

„Der DWV setzt sich weiterhin dafür ein, die Diskussion zu führen und den Austausch zu fördern, um kurzfristig eine wirtschaftlich tragbare und vertretbare Lösung im Sinne des Umwelt- und des Klimaschutzes zu finden. Das gemeinsame Ziel ist es, in den kommenden Wochen Investitionssicherheit herzustellen“, sagt Werner Diwald, Vorstandsvorsitzender des DWV.

Über den DWV

Seit über zwei Jahrzehnten steht der Deutsche Wasserstoff-Verband (DWV) e.V. an der Spitze der Bemühungen um eine nachhaltige Transformation der Energieversorgung durch die Förderung einer grünen Wasserstoff-Marktwirtschaft. Mit einem starken Netzwerk von über 177 Institutionen und Unternehmen sowie mehr als 400 engagierten Einzelpersonen treibt der DWV die Entwicklung und Umsetzung innovativer Lösungen in den Bereichen Anlagenbau, Erzeugung, und Transportinfrastruktur voran. Durch die Fokussierung auf die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für die Wasserstoffwirtschaft unterstreicht der DWV sein unermüdliches Engagement für eine zukunftsfähige, nachhaltige Energieversorgung und vertritt wirkungsvoll die Interessen seiner Mitglieder auf nationaler und europäischer Ebene.

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