Pressemitteilung Nr. 40 – Stahlindustrie ist wichtiger Treiber für den Wasserstoff-Hochlauf
Berlin. | Auf Einladung der DWV-Fachkommission HySteel trafen sich gestern in Berlin die führenden Stahlunternehmen Deutschlands mit Politiker:innen und Mitstreiter:innen. Die Rolle der Stahlindustrie für den Hochlauf der Wasserstoff-Marktwirtschaft ist enorm: Sie ist als Abnehmer von grünem Wasserstoff der größte Hebel zur Reduktion der CO2-Emissionen.
Seit drei Jahren arbeitet die Fachkommission HySteel des DWV daran, die Transformation zu einer klimaneutralen Stahlindustrie zu beschleunigen. Dafür haben sich bei HySteel Unternehmen und Organisationen aus der Stahlbranche und den damit verbundenen Sektoren zusammengeschlossen. Gestern ging es um die elementare Rolle der Stahlindustrie als Hebel für den Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft.
Der Hausherr der Landesvertretung des Saarlandes beim Bund in Berlin, Staatssekretär Thorsten Bischoff, empfing die Gäste. Er verwies in seiner Ansprache auf die überragende Rolle der Stahlindustrie für das Saarland.
DWV-Vorstandsvorsitzender Werner Diwald ist auch Vorsitzender des HySteel-Sprecherkreises. Er sieht die Herausforderungen für die Stahlindustrie derzeit hauptsächlich in der fehlenden Planungssicherheit. „Auf regulatorischer Ebene muss noch mehr passieren. Hier spielen neben der CAPEX-Förderung auch die Verteilung und Speicherung von Wasserstoff für die gesicherte Versorgung der Industrie eine wesentliche Rolle.“
Simon Morgeneyer, Leiter der Fachkommissionen beim DWV stellte die besonderen Erfolge von HySteel in den letzten Jahren heraus: „Wir haben neben wichtigen Studien und dem Dialog aller Akteure entlang dieser Wertschöpfungskette vor allem auch den Dialog mit der Politik gefördert.“
Transformation, Regulatorik, Arbeitsmarkt
An der Paneldiskussion nahmen teil: Andreas Rimkus, MdB und Wasserstoff-Beauftragter der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Axel Bree, Referatsleiter für die Förderprogramme zur Dekarbonisierung der Industrie und Klimaschutzverträge im BMWK, Dr. Bettina Hübschen, Geschäftsführerin der saarländischen Wasserstoffagentur H2Saar sowie Dr. Peter Maagh, technischer Vorstand der Stahl-Holding-Saar (SHS) und Gerrit Riemer, Leiter Governmental Affairs bei thyssenkrupp Steel Europe. Kern der Diskussion war der aktuelle Stand der Transformation in den Unternehmen sowie offene Fragen hinsichtlich der Regulatorik. Auch die Themen der Fachkräftequalifizierung und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wurden besprochen.
Dr. Peter Maagh von SHS machte die Dimensionen der Transformation deutlich. Mit der Umstellung auf Direktreduktionsanlagen zur Eisenerzreduktion mittels Wasserstoff sei der Energiebedarf der Stahlindustrie allein für die erforderliche Wasserstoffproduktion 2030 bei rund 25 TWh. Der gesamte Strombedarf der Primärstahlherstellung belaufe sich zum selben Zeitpunkt auf fast das Doppelte. Aufgrund der hohen Strompreise müsse ein erheblicher Anteil an H2 importiert werden.
Bei thyssenkrupp steel rollen die Bagger schon, die Transformation schreitet voran. Hier herrscht noch Unsicherheit in Bezug auf die Bereitstellung der erforderlichen Mengen an Wasserstoff. Gerrit Riemer verwies auf die Wichtigkeit von Wasserstoff-Speichern, denn für eine gesicherte Energieversorgung spielten Speicher eine enorme Rolle.
Dr. Bettina Hübschen sagte dazu: „Die Stahlindustrie ist der Kristallisationspunkt, der Kern und Hebel, für den Hochlauf des Wasserstoffs. Die Pipeline kommt nicht ohne die Nachfrage der Stahlindustrie ins Saarland.“
Das Thema der Versorgung beschäftigt auch die Politik. Andreas Rimkus mahnte zu mehr Effektivität. Man müsse für zuverlässige H2-Importe die Energiepartnerschaften stärken und alle Branchen und ihre Bedarfe gleichermaßen berücksichtigen. Dr. Axel Bree verwies auf die bisherige Unterstützung seitens des BMWKs und sprach von der jetzt bevorstehenden Phase der Umsetzung. Das BMWK wolle die Dekarbonisierung der Industrie weiter unterstützen, um die Wettbewerbsfähigkeit erhalten zu können.
Der Einsatz innovativer Technologien hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Arbeitsplätze müssen erhalten bleiben und gleichzeitig mit den wachsenden und sich ändernden Anforderungen mitgehen. Bei thyssenkrupp arbeite man intensiv an der Qualifizierung der Fachkräfte, so Riemer. Gemeinsam mit der IHK habe man schon eine Ausbildung entwickelt. Der Erhalt der Stahlindustriestandorte sei für die Regionen wichtig auch im Hinblick auf die Kaufkraft und die Beschäftigung, so Hübschen.
Über die DWV-Fachkommission HySteel
Die Fachkommission HySteel des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbandes (DWV) e.V. wird seit Ende 2020 vom Bundesministerium für Umwelt, Landwirtschaft, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, BMUV, gefördert. Mit der neuen Legislaturperiode ist die Verantwortlichkeit in das BMWK übergegangen.
Der branchenübergreifende Zusammenschluss von Unternehmen und Organisationen aus Wirtschaft und Wissenschaft besteht derzeit aus 24 Mitgliedern, darunter Erneuerbare- Energien-Erzeuger, Hersteller von Elektrolyseanlagen, Hersteller von Anlagen für die Stahlindustrie, Netzbetreiber, Stahlerzeuger, Verbände, Gewerkschaften und Forschungseinrichtungen. Ziel ist die Erarbeitung einer zukunftsweisenden Strategie für die emissionsarme wasserstoffbasierte Stahlproduktion im Jahr 2045. Im Jahr 2023 liegt der Fokus der Arbeit hierbei auf der Analyse der Situation des Arbeitsmarktes in der Stahlindustrie sowie in den vor- und nachgelagerten Bereichen und der Definition von Handlungsempfehlungen für den Erhalt von sicheren und gut bezahlten Industriearbeitsplätzen in Deutschland.
Weitere Infos unter www.dwv-hysteel.de.
Über den DWV
Der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) e.V. setzt sich seit 1996 für eine nachhaltige Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Industrie ein. Der DWV steht für den Aufbau einer grünen Wasserstoff-Marktwirtschaft als Bestandteil einer nachhaltigen Energieversorgung. Im Mittelpunkt der Verbandsaktivitäten stehen die Implementierung und Optimierung der erforderlichen marktwirtschaftlichen, technologischen und ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen für die Wasserstoffwirtschaft in den Bereichen Anlagenbau, Erzeugung, Transportinfrastruktur und Anwendungstechnologien. Der DWV vertritt die Interessen seiner 182 Mitgliedsinstitutionen und -unternehmen über hat zudem über 400 persönliche Mitglieder.
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